Heute: Romanzo Criminale 2. Staffel

Wieder eine Filmempfehlung der besonderen Art

Ein besonderes Schmankerl habe ich heute für Euch – Romanzo Criminale II

Heute 3.7. 23.15  ServusTV

Entstanden unter der Regie des großartigen Michele Placido, vielen bekannt aus der Serie „Allein gegen die Mafia“ („La Piovra“).

Er, Michele Placido, ist nicht nur groß geworden mit dem Thema Mafia, sondern es hat ihn auch nie losgelassen und so kehrte er in dieser Serie wieder zurück zu seinem Lebensthema.

Für diejenigen unter Euch, die die erste Staffel auf deutsch gesehen haben, ist jetzt die Gelegenheit die 2. Staffel in dieser Sprache zu sehen.

Für Alle, die den Film schon auf italienisch gesehen haben, sollten sich auch die deutsche Synchronisation ansehen, denn ich finde sie einerseits sehr gelungen und andererseits ist es wahrscheinlich eine der wenigen Chancen diesen Film je auf deutsch zu sehen.

Romanzo Criminale beschreibt in einer teils sehr harten, dafür aber realitätsnahen Art und Weise den Aufstieg einer anfangs kleinen Bande, einer Gruppe von Freunden, die sich geschworen haben, Rom zu unterwerfen.

Sie sind gemeinsam aufgewachsen und nutzen ihre mafiosen Beziehungen um ihren Einfluß zu vergrößern. Doch die Macht hat wie immer auch eine Kehrseite.

So schnell wie sie aufgestiegen sind und so schnell, wie die Macht über Rom groß geworden ist, so stark belastet es die Freundschaft innerhalb der Gruppe.

Der Libanese (Francesco Montanari), der selbsternannte Anführer der anfänglichen Bande und später DER Verbrecherorganissation in Rom versucht immer wieder die Freundschaft zu erhalten und auch zu stärken, stößt allerdings auch auf seine Grenzen, Einfluß auf die freundschaftliche Beziehung unter den Mitgliedern zu nehmen.

So spielen genau diese Querelen unter ihnen Commissario  Scialoja in die Hände.

In der 2. Staffel werden wir sehen, ob es Commissario  Scialoja gelingen wird, die Macht und die Größe, die sie erreicht haben, aufzubrechen.

Ich kann jedem diesen Film empfehlen, der so wie ich italophil angehaucht ist, oder sich mit italienischen, gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzt. Michele Placido ist es gelungen ein außergewöhnliches Werk zu schaffen, das nichts beschönigt und die Mafia sicher nicht verherrlicht, ganz im Gegenteil:

Der Film ist nichts für schwache Nerven. Ohne irgendwelcher Gewaltverherrlichungen gelingt es Michele Placido eine reale Härte darzustellen, die notwendig ist, um ein authentisches Bild zu schaffen.

Obwohl der Film im Jahre 2005 entstanden ist, aber in der Zeit zwischen den 60-80ern spielt, ist es eine wahre Meisterleistung ein zeitgemäßes Abbild zu schaffen. So ist der Film auch allen Old- und Youngtimerliebhabern ans Herz gelegt. Denn die große Anzahl der automobilen Schätzchen wird man in einem modernen Film sonst nicht so leicht zu sehen bekommen.

Buon Divertimento, Giovanni

Von der Sucht Alfa Romeo zu lieben

Von den Schwierigkeiten seine Sucht zu befriedigen und was macht das Alfa Romeo fahren eigentlich aus.

Viele werden jetzt vollkommen ungläubig ihren Kopf schütteln und sich denken: wie bitte, der schreibt über ein Auto. Das Klump soll funktionieren und fertig.

Was soll ich mir da Gedanken machen über eine spezielle Vorliebe und vielleicht das Ganze noch philosophisch betrachten und überhaupt, sind wir schon fertig – Punkt

Ja die, die fahren halt nicht Alfa Romeo.

Diejenigen, die jetzt weiterlesen, sind entweder schon selbst in dieser lebenslangen Sucht gefangen oder haben zumindest davon gehört, daß Alfisti (so nennt man diese Suchtfetzen, die nie in ein anderes Auto einsteigen würden) irgendwann mit diesem Alfa Virus in Berührung gekommen sind und ein Gegenmittel nicht bekannt ist.

Einmal mit diesem unbestechlichen Motorsound, dieser unbeschreibliche Art der Rückmeldung des Straßenbelags durch das unbestechliche Fahrwerk oder durch das einzigartige Flair des Wageninneren in Berührung gekommen und man(n) ist infiziert.

Der Alfa Virus steckt in jedem kleinen Detail und springt unbarmherzig auf den Besitzer über.

Durch diese hinterlistige Art vermehrt sich der Virus sehr stark und eine Aussicht auf Heilung des Opfers besteht nicht – zumindest sind mir nur vereinzelte Fälle bekannt, die die Sucht hinter sich lassen konnten.

Die Anderen, die Süchtigen, die Alfisti sind verdammt lebenslang diese atemberaubenden Wagen zu fahren, den Kult zu leben, die Philosophie hoch zu halten und jede Ausfahrt zu genießen.

Alfa fahren ist nicht einfach von A nach B kommen, das können andere Autos auch.

Alfa Romeo fahren bedeutet, ein Lebensgefühl zu inhalieren und Italien zu leben und wenn man in den romanischen Süden fährt, auch Italien zu erleben.

Es gibt wohl nur sehr wenige Autos, in denen man Italien richtig erleben kann: Eine automobile Möglichkeit ist sicher ein Alfa Romeo und erst recht, wenn er älteren Baujahres ist.

Kaum ein anderes Volk lebt so mit seinen Autos mit, wie Italien mit Alfa Romeo. Wenn ich mit meinen Alfas irgendwo  hinfahre, so ist es eben nicht gleichgültig für die südlichen Nachbarn, welches wunderschöne Zeichen vorne drohnt.

Man kann also getrost sagen: Alfa Romeo fahren ist eine Lebenseinstellung!

… und diese Lebenseinstellung gehört gepflegt.

Alles wird gesucht, gesammelt, getauscht, teuer erworben – keine Mühen sind zu groß, kein Preis zu hoch, wenn es darum geht seiner Sucht nachzugeben.

Immer wieder werden neue Stücke angeschafft und erfreut sich an besonderen Dingen, die eben mit dieser Lebenseinstellung zu tun haben und irgendwie wird man über die Jahre nicht nur älter, sondern man wird eben auch italienischer.

Doch die Sucht kann auch zum Problem werden: Die Einen vergrößern andauernd die Garagen, um neue Sammlerstücke unterzubringen, die anderen trinken viel zu viele Espressi, weil sie glauben, daß man dann automatisch auch mehr PS unter der Motorhaube hat (oh Gott, ich kann ein Lied davon singen) und manche begehen sogar Einbrüche, um an geliebte Dinge zu kommen, das sind dann schon die schweren Krankheitsfälle.

So passiert in Arese (Mailand) als 4 Deutsche und 2 Österreicher im Museum von Alfa Romeo eingebrochen sind, um die letzten Reste zu ergattern.

Man muß jetzt allerdings auch dazusagen, daß diese wichtige Pilgerstätte von Alfa Romeo nicht gerade sehr gepflegt wird.

Ganz im Gegenteil: Es wurde eigentlich schon ausgeräumt und manche wertvollen Stücke, die das Museum jahrzehntelang gewartet und gepflegt, im Krieg sogar an geheimen Orten versteckt hat, damit sie keine Bombenopfer werden, sind in Sammlerhände verschwunden und somit wurde die Sammlung bereits auseinandergerissen.

Ein Umstand, der vielen Alfisti sehr sauer aufgestoßen ist, auch mir.

Das Alfa Museum war eine Institution und ein wichtiger Treffpunkt für viele schöne, internationale Zusammenkünfte.

Die ganze Atmosphäre, die Ausstrahlung, die von diesem ehemaligen Firmengelände ausgeht, kann wohl nur der echte Fan verstehen. Was für ein Gefühl zu wissen, daß meine alte Alfetta GTV aus diesen Hallen kommt und noch Männer, ich möchte sogar sagen, Liebhaber daran entwickelt, geschraubt und zusammengebaut haben.

Und jetzt soll alles aus  sein?

Ja ist es – und so kamen eben diese 6 Persönlichkeiten auf die vielleicht nicht unbedingt glorreiche, aber dennoch verständliche Idee, man könnte doch wenigstens noch die letzten WC Taferln oder eine alte Glühbirne aus den heiligen Hallen holen, um sie dann in der heimischen Garage auszustellen mit dem Text daneben:

Ich war dort und rettete das Andecken Alfa Romeo.

Weiters ist zu bedenken, daß diese „Einbrecher“ ja keine dummen Jungs waren, sondern ausgewachsene, besonnene Menschen, die einfach nicht einsehen wollen, daß diese Hallen nicht den Alfisti gehören, sondern eben Alfa Romeo, nein stimmt nicht: diese Hallen gehören eben FIAT – purtroppo

Ich kann nur sagen, ich war nicht dabei, aber diese Appassionati (Liebhaber) sind eben ECHTE FANS und verdienen eigentlich einen tiefen Respekt. Obwohl natürlich illegal, waren ihre Gedanken ehrenhaft; wie oft gibt es das heute noch

Marco Fazio, selbst in den Klauen des Alfa Virus seit frühester Kindheit,  ist Chef des Centro Documentazione Alfa Romeo und Ansprechpartner für alle Alfisti, wenn es um die Geschichte geht und versucht im Video  zu erklären,
was eigentlich Alfa Romeo fahren ausmacht und kommt zum Schluß:

„Es ist unmöglich zu erkären. Es ist ein Gefühl, das Du erleben mußt“

Und jetzt gehe ich in meine Garage weinen

Cari Saluti, Giovanni

Come fare un espresso perfetto

Oder wie bekomme ich den perfekten Espresso!

Dieser Beitrag ist einer sehr lieben Bloggerin gewidmet, aber auch vielen Anfragen, die mich immer wieder erreichen.

Nach vielen Diskussionen, ob es sooo viele Umstände bereitet einen guten Espresso herzustellen und dabei den Gedanken einer Erfindung und Liebhaberei zu der wahrscheinlich einzig richtigen Art des Kaffeekonsums fortzuführen, muß ich hier einmal einen kleinen Beitrag dazu schreiben:
Zu allererst:

Ein guter Espresso dauert 25 sec und soviel Zeit sollte auch in der Früh sein!!!   

die richtige Vorbereitung und einige geübte Handgriffe vorrausgesetzt, darf es auch gar nicht länger dauern!

Aber fangen wir systematisch an:

Die Formel von der Università del Caffe di Trieste für die perfekte Espressozubereitung lautet:

In 25 sec muß ca 90 Grad heißes Wasser mit ca 9 bar Druck durch ca 7g Kaffeemehl gepresst werden um ca 25ml des köstlichen, cremeartigen, schokoladigen Espresso, mit ca 100 mg Koffein zu erzeugen.

So die Theorie und eigentlich bin ich mit der Erklärung schon fertig.

Aber jetzt kommt es: Auf die circa in der Formel kommt es an, ob ein Barista einen guten Espresso macht oder eben nur einen Espresso, wenn er es denn überhaupt wird.

All das im Folgenden gesagte bezieht sich auf die Siebträgermaschine und stellt nur einen kleinen Auszug dar, der sicher noch viele Fragen aufwerfen wird, die immer wieder in meinem blog weiterbehandelt werden.

Die Bialetti (Perkulator oder Steigrohrmaschine) wird am Schluß erläutert, jedoch stimmen alle Überlegungen auch für diesen Espressokocher und das Wissen hilft, trotz nicht(!) vorliegender Parameter, einen sehr guten Espresso zu bereiten und dennoch ein wesentlich besseres Produkt zu erzeugen, als in manchen Gastronomiefachwerkstätten, in denen schlecht bezahlte Helfer eine Espressomaschine bedienen und versuchen einen Kaffee zu bereiten, der beim Zusehen schon zum Scheitern verurteilt ist.
Sehr oft wird dieses Problem dann mit einem Vollautomaten (ein geschlossenes System ohne Siebträger) zu vertuschen versucht, der aber genausowenig mit dem Espressogedanken zu tun hat, wie das andere System, bei dem die Brühgruppe aus einer Kapsel besteht.

Ein Espresso ist immer ein Ausdruck persönlicher Fähigkeiten und zeugt von einer besonderen Wertschätzung des Gastes.

Den eigens zu bestellenden, persönlichen Schluck, dessen Geschmack man gerne mit sich herumtrug:

Im Folgenden versuche ich Euch somit den Genuß des Espresso auch zu unmöglichen Zeiten und in jeder Situation schmackhaft zu machen.
Was bedeutet eigentlich das Wort „Espresso“?
Espresso stammt vom ital. Wort „esprimere“ und bedeutet „aussagen, ausdrücken“ und nicht, wie viele glauben, „mit Druck gemacht“ oder „gepresst“.
Das Wort „Espresso“ stammt aus einer Zeit, in der der Kaffee noch teuer und einem exklusiven Kreis vorbehalten war und es eine besondere Wertschätzung dem Gast gegenüber bedeutete, wenn der Kaffee extra für ihn zubereitet wurde.
Ein Espresso ist somit ein Kaffee, der extra (ausdrücklich) für diesen Gast zubereitet wurde.

Wir beschäftigen uns im Rahmen der 5 M (?) mit allen wichtigen Aspekten und streifen das gesamte Wissen, das ich in Form von mehreren Schiffsladungen Rohkaffees mir angeeignet habe.
Der letztendliche Erfolg des gelungenen Espresso hängt aber von der Übung, der richtigen Abstimmung und der richtigen Einstellung zur Materie ab

Was bedeuten nun die 5M:

1. Mischung
2. Menge
3. Mühle
4. Maschine
5. Mensch

1. Mischung

Das Wichtigste für einen guten Espresso ist ein guter Kaffee
Ja, welchen Kaffee
Robusta, Arabica, eine Zimtröstung, oder City Roast oder doch einen full city roast und wieviel Robusta soll dabei sein; welchen Kaffee brauche ich für einen Ristretto?
Wer mir jetzt nicht folgen konnte sollte hier schon einmal aufmerksam lesen, denn hier beginnt die Espressozubereitung:

Für einen Espresso ist unbedingt eine Espressoröstung erforderlich und die Röstung sollte maximal 14 Tage her sein.
Man kauft also einen Rohkaffee (ich bevorzuge Mittel-, Südamerika mit ca 30% Robustaanteil) und befülle meine Rösttrommel um dann…             nein, wir wollen uns einmal auf die grundsätzlichen Fragen konzentrieren

Wer sich also nicht die Arbeit antut und seinen Kaffee selbst röstet, was ich übrigens auch nicht mache, der sollte trotzdem zu einem guten Ausgangsmaterial greifen.
Am Besten ist es noch immer, wenn man zu seiner Rösterei geht und sich seinen Kaffee besorgt, den man für sich bevorzugt, allerdings sind Rösterein mittlerweile fast ausgestorben.
Ich kann mich noch erinnern, wie ich mit meiner Vespa in meiner Studienzeit immer in die Rösterei gefahren bin: 1kg Kaffee, einen Espresso vor Ort und den Duft von der frischen Röstung in der Nase

Wenn man allerdings einen Industriekaffee aus dem Supermarkt wählt, so sollte man Folgendes beachten:
Den besten Rohkaffee nehmen noch immer die italienischen Marken, wie Lavazza, Segafredo, vor Allem Lucaffe und auch der Illy, allerdings kann ich zu diesem Preis schon zu einer Rösterei fahren
Es braucht nicht extra von mir erwähnt werden, daß man ihn in ganzen Bohnen kauft, abgesehen davon, daß es Espressokaffee kaum gemahlen gibt

Während man den Röstgrad nicht beeinflussen kann, so kann man sich die Mischung mittlerweile schon recht gut aussuchen, denn in den letzten Jahren ist man dazu übergegangen die Mischung endlich auf die Verpackung zu schreiben.

Übliche Mischungen sind 100% Arabica, 70% Arabica 30% Robusta oder 50/50, seltener sind 70% Robusta und 30% Arabica.
Während nun Arabica der teurere Hochlandkaffee ist und viel empfindlicher, weil er nur in einer gewissen Höhe wächst, wird der günstigere Robusta dazugemischt um einen höheren Koffeingehalt (bis zu 5mal mehr) zu erhalten.
Arabica Bohnen sind für die Crema verantwortlich, während die Robusta die Geschmacksbasis verleiht und den Koffeingehalt (wesentlich) erhöht.

Aber eines sollte jedem klar sein: die Röstung eines Kaffees sollte für die richtige Espressozubereitung nicht länger als eine Woche her sein, denn je älter er wird, desto instabiler wird die Crema und der Geschmack ohnehin.
Es darf sich somit niemand wundern, wenn er die Crema nicht so schön hinbekommt oder der Geschmack einfach nicht so gut ist, wie erwartet.
Einfach einmal einen frisch gerösteten Kaffee besorgen und probieren

Meine Empfehlung: Rohkaffee Mittel-, Südamerika, Arabica, max 30% Robusta, Italian Roast-French Roast (dunkle Röstung)
2. Menge

Die Menge des Kaffeemehls sollte ca 7 g betragen für ein 1er Sieb, kann aber natürlich stark variieren.
Das sehr beliebte Marzocco Sieb hat z.B. sehr gerne 9g.
Es kommt halt tatsächlich auf die Maschine an, welche Menge am Besten geeignet ist, einen guten Espresso zu bereiten und um nach der Extraktion einen festen, trockenen Kaffeepuck zu erreichen.

3. Mühle

Das wohl leidigste Thema: Kein Anfänger, aber wirklich kein Anfänger glaubt, daß die Mühle wichtiger ist als alle anderen Überlegungen
Bitte glaubt mir, ohne Mühle braucht Ihr gar nicht anfangen.
Sie entscheidet über den guten Geschmack, über den Druck, über die gleichmäßige Extraktion und somit über den ganzen Espresso.
Nein, nicht die Maschine entscheidet darüber, sondern NUR die Mühle!
Die Mühle entscheidet über den Geschmack, weil der Kaffee unbedingt frisch gemahlen werden muß, der Mahlgrad auf die Maschine und Kaffee (Fettgehalt, Öle, Röstung) eingerichtet werden muß, um den richtigen Druck von 9 Bar zu erzeugen und somit auch die richtige Crema zu erzeugen.
Merke: Ohne frischgemahlenen Kaffee keine Crema und ein Cremasieb erzeugt keine Crema, sondern einen aufgeschäumten Kaffee mit ein paar Ölen, die mitverquirlt werden und hat somit nichts mit einem Espresso gemein.

Als Merkregel gilt: Die Mühle muß eine Espressomühle (sehr feiner Mahlgrad) sein mit Scheiben- oder besser Kegelmahlwerk.
Auch Handmühlen sind sehr gut geeignet, weil sie ein Kegelmahlwerk haben und durch die geringe Umdrehungszahl keine Erwärmung des Mahlgutes entsteht, die die Aromen sofort verflüchtigen läßt.
Somit scheidet die Schlagmessermühle von vorhinein aus, weil sie kein gleichmäßiges Mahlgut erzeugen kann und durch den Schlagmechanismus, das Mahlgut erhitzt und den Kaffee im Mahlvorgang zerstört.
Freaks verwenden sehr gerne Handmühlen aus oben genanntem Grund und weil es zur Zeremonie dazugehört.
Auch ich verwende nur Handmühlen mit einem Kegelmahlwerk

4. Maschine

Der an sich vollkommen überbewertete Aspekt. Es gibt schon sehr viele Unterschiede bei den Maschinen, aber jeder muß für sich entscheiden, was ihm wichtig ist; ob jemand Einkreis- oder doch lieber ein Zweikreissystem oder sogar Dualboiler haben will und das Ganze mit oder ohne E61 Brühgruppe, bleibt jedem selbst überlassen.
Puristen bevorzugen wieder Handhebelmaschinen, bei denen man entweder eine Feder vorspannt oder selbst Druck auf den Hebel ausübt und selbst für den richtigen Druck verantwortlich ist.
Der Espressogedanke wird bei einem Handhebler sicher besser ausgelebt, weil man noch mehr über die Eigenheiten der Aspekte Bescheid wissen sollte, als bei Kaffeemaschinen mit einer Vibrationspumpe.

Ich bevorzuge auch die Stille beim Handhebelerlebnis

9 Bar Druck wird benötigt, weil sich ab ca 6 bar Druck die ätherischen Öle extrahieren lassen und die beste Extraktion bei ungefähr 9 bar passiert und genau diese Öle sind für die stabile Crema verantwortlich.

Diese Crema kann man dann sehr gut testen, indem man einen Löffel Zucker daraufpacken kann, ohne daß er gleich verschwindet, wie z.B bei einem aufgeschäumten Kaffee, den der Vollautomat macht oder moderne Siebträgermaschinen mit dem sogenannten Cremasieb und einer darunterliegenden Gummimembran

ca 7 g Kaffeemehl ins Sieb mit ca 2 bar Druck festpressen und fertig ist der Kaffeepuck, der nach der Extraktion schön fest und trocken aus dem Sieb fallen soll – ganz einfach oder?

Die Maschine insbesondere die Brühgruppe gehört vorgeheizt!
Das funktioniert in der Früh am Besten mit einer Zeitschaltuhr, die die Maschine schon 30 min vor der ersten Benutzung aufheizt.
Vor dem Bezug gehört der Siebträger (ohne Kaffeemehl) natürlich in die Brühgruppe, weil er vorgewärmt gehört.
Das kann man beschleunigen, indem man einen Leerbezug (ohne Kaffeemehl) durch den Siebträger läßt, danach gut abtrocknen und dann den richtigen Bezug.
Dieser Leerbezug ist immer wichtig, damit das „alte“ Wasser aus der Brühgruppe kommt und frisches Wasser aus dem Kessel nachkommen kann.

Die Tassen sind dickwandige ca 50ml Tassen, die immer auf der Maschine vorgewärmt stehen oder mittels Leerbezug auf Temperatur gebracht wurden, sonst sind die 25ml Espresso sofort kalt.

5. Mensch

Nicht zuletzt kommt es auf den darauf an, der die gesamten Teile zusammensetzt und die Maschine bedient.

Aber eines ist klar: Die Maschine kann am Wenigsten beeinflussen, obwohl Espressoanfänger das immer glauben:
Merke: Die Maschine macht Wasser heiß und macht 9 Bar Druck, sonst NICHTS – den Rest müßt ihr machen und keine Kapsel der Welt, wird Euch diese schöne und faszinierende Arbeit abnehmen.

Von diesen 5 Faktoren hängt es ab, ob ein Espresso gelingt und diese 5 M müssen so aufeinander abgestimmt werden, daß nach 25 sec 25 ml Kaffee in der Tasse sind-nicht länger darf es dauern und nicht mehr Inhalt darf in der Tasse sein.
Wenn das erreicht wurde, dann ist es geschafft: der perfekte Espresso!

Und wie sieht es jetzt mit der Bialetti aus

Hier ist die ital leggerezza gefragt, denn bei ihr paßt eigentlich gar nichts, obwohl eigentlich alles paßt
Wir haben hier nur ganz wenig Druck (ca um die 3bar, kommt auf das Tampen an) und das Wasser ist unter Umständen zu heiß- all das kann man allerdings bewußt steuern und macht es interessant aus diesem einfachen Konzept etwas Geniales zu fabrizieren
Unerläßlich ist auch hier ein möglichst frisch gerösteter Kaffee und natürlich frisch gemahlen. Den Mahlgrad so wählen (ausprobieren!), daß man den Kaffee im Sieb etwas tampen kann und das Wasser gerade so durchgepreßt werden kann, OHNE daß sich das Überdruckventil öffnet.
In den Kessel nur Wasser bis zur Markierung nicht darüber, falls keine Markierung im Kessel sichtbar, dann bis zur Hälfte des Überdruckventils oder darunter.
Das Sieb darf nicht im Wasser schwimmen, denn das Wasser braucht Platz zum Ausdehnen und soll nicht zu kalt durch das Kaffeemehl gepreßt werden. Es können sonst keine Aromastoffe gelöst werden!
Die Platte auf maximale Hitze vorheizen und dann den Kocher draufstellen.
Bei Gas die Flamme eher klein halten, so daß der Griff nicht abbrennt. Die Wärmeentwicklung ist hier wesentlich besser für den Kocher.
Jetzt bei geöffneten Deckel zusehen wie der Kaffee hochsteigt und sich die Crema entwickelt, sobald die Kanne zu brodeln beginnt (vorher den Deckel schließen!) den Kaffee vom Herd nehmen und sofort ausgießen und nicht in der Kanne belassen. Wenn der Kaffee in der Kanne belassen wird, kocht er nach und der Geschmack geht verloren, genauso, wenn die Kanne auf dem Herd belassen wird, wenn bereits der heiße Dampf ausgeblasen wird- dieses „Druckwasser“ hat bis zu 160 Grad und ab 92 Grad verbrennt der Cafe und macht ihn bitter (natürlich erst recht bei 160 Grad)
Wer es nicht glaubt, kann es ausprobieren: Den Kaffee ausschenken, der vor dem Austritt des Dampfes entstand und das Druckwasser, das nachher entsteht in eine eigene Tasse geben und kosten: Guten Appetit!
Wichtig: Die Alu-Bialetti NIEMALS in den Geschirrspüler geben oder sonst mit Seife waschen.
Nur mit klaren Wasser ausschwemmen-fertig. Laugen und Säuren zerstören nicht nur das Aluminium, sondern auch das gesamte Aroma, das im Material entsteht.
Das Kaffeefett und die Öle brennen sich nämlich ein und der Kaffee wird mit jedem Mal besser und cremiger-eines der großen Geheimnisse des Aluminiums.

Eines ist klar: wir sprechen hier von einem Moka (der kein Mocca ist), d.h. eigtl sind es Ristretti und genauso sollten sie auch genossen werden, denn der Koffeingehalt von einer Bialetti ist schon recht ordentlich

Jedenfalls gibt es für den morgendlichen Koffeinstoß nichts Besseres als einen Kaffee aus der Bialetti
Der Giovanni liebt alte Techniken und Puristisches und läßt daher die Kultur der Espressokanne auch weiterhin hoch leben.
Ich bin der Meinung, daß richtiger Espresso OHNE Strom entstehen muß, dann ist der Espressogedanke optimal verwirklicht

Ich habe in diesem Beitrag alles nur allgemein behandelt, weil ich nicht weiß, welche Maschinen Ihr habt und über welches Wissen Ihr verfügt, aber gerne bin ich bereit, die Feinheiten, auf die es im Endeffekt ankommt, noch weiter auszuführen.

So und jetzt wünsche ich viel Spaß beim Herumprobieren

Tanti Saluti, Giovanni

P.S.:
Die klass. Espressokultur besteht nur aus Espresso, Ristretto (verkürzt auf 15ml) und Cappuccino
der Rest ist de facto nicht existent: ein Cafe Latte oder Latte Macchiato sind neuzeitliche Erfindungen und eigtl Kindergetränke, weil mit viel Milch zubereitet, aber erfreuen sich  immer größerer Beliebheit.
Wer aber auf sich hält, trinkt ausschließlich (einfachen!) Espresso oder (nur!) vormittags einen Cappuccino (vielleicht mit latte art) und wie man diesen zubereitet, ist wieder eine extra Geschichte, die ich Euch gerne später einmal erzähle

Heute: Pier Paolo Pasolini „Accattone“

Heute habe ich wieder eine Empfehlung für alle Filmfans, die Italien auch kulturell erleben wollen.

Das Debüt von Pier Paolo Pasolini:

                     Accatone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß

Es ist Pier Paolo Pasolonis erster Film als Regisseur

Es geht um Accattone, der seine Familie verläßt um sich von einer Prostituierten aushalten zu lassen.

Accattone, gespielt vom legendären Franco Citti, der eigentlich Vittorio heißt und nur von seinen Freunden Accatone genannt wird, lebt in den damaligen typischen Vororten Roms und ist Teil der sogenannten „Bulli“, das sind die Halbstarken, Diebe und Zuhälter.

Doch „seine“ Maddalena wird von der Polizei verhaftet und Accattone fiel in finanzielle Nöte.

Vom Hunger getrieben suchte er eine neue „Einnahmequelle“, die Stella hieß.

Stella ein junges Mädchen, das von Accattone entdeckt wird, soll ab jetzt für ihn auf den Strich gehen und für das nötige Kleingeld sorgen.

Doch Stella kann sich nicht überwinden und Accattone hatte sich bereits in sie verliebt.

Gezwungen von der Not beschließt er nun sein Leben zu ändern und geht einer ehrlichen Arbeit nach. Doch die Hilfsarbeitertätigkeiten sind nicht nach dem Geschmack unseres Helden.

Er versucht sein Glück als Dieb.

Und genau jetzt beginnt der Lauf des Schicksals: Maddalena verrät, durch Eifersucht gequält, ihren Accattone.

Die Flucht vom Tatort auf dem Motorrad, wird nun eine Wende bringen.

Es ist ein Sozialdrama, das nicht deutlicher zeigen kann, wie damals das Leben in diesen Teilen Roms stattfand und kein Anderer als Pier Paolo Pasolini hätte es auch so drastisch darstellen können.

Denn er selbst war immer angezogen von diesem Milieu, es hatte fast eine archaische Anziehungskraft auf ihn, das vielleicht auch seinen Ermordung am 2.11.75 begründete.

Sein Tod war genauso skurill, wie sein Leben und obwohl der Strichjunge Pino Pelosi, der die Ermordung gestand, verurteilt wurde, ist dieses Verbrechen nie restlos aufgeklärt worden.

P.P.P. wurde mehrfach von seinem eigenen Alfa Romeo 2000 GTV überfahren.

P.P.P. selbst, der bereits in den 50ern intensiven Kontakt mit dem Proletariat hatte, weil er als Volksschullehrer im Ponte Mammolo arbeitete und so die Kultur studieren konnte, suchte immer die Begegnung mit der Subkultur, die ihm auch oft genug Ärger mit den Behörden eingebracht hat.

Pasolini einer der größten Künstler, der bereits zum Zeitpunkt dieses Films einen beachtlichen Namen als Romancier hatte, war ein Mensch, der das Leben in vollen Zügen inhalierte und sowohl die Positiven Seiten des Lebens, aber vor Allem auch die Abgründe kennengelernt und allzu oft schätzen gelernt hat.

Nur dadurch war es ihm möglich einen solchen Film zu produzieren und in weiterer Folge ein Experte des italienischen Dialektes zu werden.

Wer ein Liebhaber des alten Italiens ist und über Kulturgeschichte etwas erfahren möchte, sollte sich diesen Film unbedingt ansehen.

Heute 26.5.13  um 23.15 – 1.05 Uhr   im BR

„Der Italiener“ mit Michele Placido von Nanni Moretti

An Alle Freunde des italienischen Films:

„Der Italiener“ (Il Caimano) mit dem großen Michele Placido und vor Allem von dem großen Nanni Moretti

Ein Film, ein Muß, eine Wissenslücke, der ihn als italophiler Mensch nicht ansieht.

Ein wirklich empfehlenswerter Film, in dem es darum geht, daß ein Filmproduzent einen Film machen wollte, der allerdings zu scheitern droht und so kommt ihm ein Drehbuch in Erinnerung, das ihm zugespielt wurde und zu dem er jetzt gezwungen wird, es zu produzieren.

Doch der Inhalt hat es in sich und er kommt erst am Ende auf den tieferen Sinn, der ihn vor andere Probleme stellt.

Wieder ein genialer Film von Nanni Moretti aus dem Jahre 2006

Morgen, am 22.5.2013 um 0.25-2.10 Uhr im BR

Buon Divertimento, Giovanni

Mille Miglia 2013

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Das wahrscheinlich interessanteste Oldtimertreffen der Welt hat begonnen, wünschen wir ihm Alles Gute

Für alle Oldtimerbegeisterten dieser Welt ist dieses Wochenende das jährliche Highlight und alle Liebhaber der alten, automobilen Technik sind schon die ganze Woche sichtlich nervös.

Viele Urlaubsanträge wurden für dieses Wochenende gestellt, um die Mille Miglia wieder hautnah mitzuerleben.

Dabei geht es nicht einmal nur um die Mille Miglia, also um das „Rennen“ selbst, sondern um das Eintauchen in eine andere Welt, in eine Welt voller Enthusiasmus, Liebhaberei und BEGEISTERUNG.

Das ganze Drumherum um die Mille Miglia begeistert und verkörpert das italienische Leben an sich.

Kinder bekommen schulfrei, Erwachsene wollen dabei sein, Geschäfte werden geschlossen, tagelang wurde schon gefiebert und gefeilt, viel diskutiert und spekuliert.

Entlang der historischen Strecke laufen die Uhren nun anders und Italiener leben ihr Kulturgut.

Natürlich gibt es auch kritische Stimmen und man kann alles zerreden, aber das gilt für alle Traditionen und alle Liebhaberein.

Denn sie haben eines gemeinsam:                        Brauchen tut sie keiner! Aber schön ist es!

Ich jedenfalls bin absoluter Oldtimerenthusiast und für mich ist es ein absolutes Muß, solche Veranstaltungen zu erhalten, auch wenn sie manchesmal als eine Zurschaustellung von Reichtum mißverstanden werden;

der Freude rund um das Rennen tut es keinen Abbruch

Es ist auch ein Teil unseres gesellschaftllichen Denkens, oftmals etwas schlecht zu machen, wenn man es sich nicht leisten kann.

Auch ich gehöre nicht zu den Begünstigten im Leben, die sich ein solches Prachtstück als Hobby leisten können, obwohl man ja auch dazusagen muß, daß viele Prachtstücke gar nicht im Eigentum sind, sondern oftmals nur Leihgaben – okay, dann formulieren wir es so:

Auch ich gehöre nicht zu den Begünstigten, die ein solches Prachtstück geliehen bekommen.

Ja bitte, warum rede ich dann überhaupt mit, wozu gehöre ich denn dann überhaupt?

Es ist völlig egal, wozu ich gehöre, denn in Italien ist nur eines Wichtig: Diesen Enthusiasmus mitzuerleben und zu inhalieren, dabei zu sein und sich an schönen Dingen zu erfreuen; an einer längst vergangenen Technik sich zu ergötzen und daran unglaublichen Spaß zu haben.

Auch die Diskussionen in diversen Cafes am Straßenrand und die Begeisterung an chrom- und messingblitzenden Fahrzeugen, die mit einem Tempo vorbeizischen, daß man Angst hat vom Ansaugtrakt dieser Soundmaschinen eingeatmet zu werden und hoffnungslos und glücklich im Vergaser stecken zu bleiben.

Ich gehöre einfach zu den Zusehern, die sich freuen, wenn sich andere freuen und ich gehöre zu denen, die die gesamte Mille Miglia im eigenen Oldtimer (Youngtimer) verfolgen, ohne mich irgendwann einmal zu fragen, ob es schlecht ist, ein solches Ereignis zu organisieren.

Es ist ein wunderschönes Ereignis und ganz Italien (und auch noch ein paar Andere) erfreut sich daran, der Teil der Welt, der sich darüber aufregt, kann sich das Spectaculum ja heimlich im Internet anschauen und sich krämen, daß sie nicht dabei sind – Viel Spaß!

Jetzt habe ich es aber eilig und konsumiere wieder meinen Espresso in angenehmer Atmosphäre, ohne Neid und Mißgunst.

Viel Glück für die Fahrer, möge der Beste gewinnen

… und besonders freue ich mich, wenn wieder Alfa Romeo Sieger wird  😉

Cari Saluti, Giovanni

Giulio Andreotti ist gestorben!

Eine philosophische Betrachtung einer politischen Legende

 

Ein Fixpunkt in der italienischen Politik ist in dieser Woche im hohen Alter von 94 Jahren gestorben:

Der Senator des italienischen Staates auf Lebenszeit: Giulio Andreotti

Ein Symbol politischer Stabilität in Italien, manchmal umstritten, hielt er dennoch alle Fäden in der Hand.

Wer die Medien in dieser Woche verfolgt hat, wird feststellen, daß Giulio Andreotti zwar oftmals in der Geschichte umstritten war und er auch diverse Rechtskämpfe austragen mußte, dennoch hatte er den italienischen Staat als Gesamtheit gut, ich möchte sogar sagen sehr gut, im Griff.

Und genauso wurde über ihn berichtet: Kritisch, aber gerecht.

Die Zeit schreibt neutral, der ORF kritisch, die Welt spricht sogar von einem „frommen Mensch“.

Wer ein so großes Land mit mehr als 60 Mio Einwohner, somit das viertgrößte Land in der EU mit einer beachtlichen wirtschaftlichen Bedeutung, über mehrere Jahrzehnte (!) erfolgreich seinen Stempel aufdrücken kann, verdient auf jeden Fall tiefen Respekt.

Es gibt in dem schwierigen Aufgabengebiet „Politik“ Menschen, die nie an Bedeutung gewinnen

und es gibt Charakterköpfe, ohne die die Vorstellungskraft stark getrübt wird.

Giulio Andreotti war für mich der Anfang in der politischen Bildung und begleitete mich über mehrere Jahrzehnte.

Er wirkte mit in der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs Italiens und positionierte dieses Land in den vordersten Reihen der Antriebskräfte in Europa.

Es gibt immer wieder diverse Stammtischgespräche, was man nicht Alles anders machen würde und wie toll und einfach man diesen schwierigen Staat regieren könnte und wollte, dennoch habe ich genau DIESE Persönchen (weil Persönlichkeiten sehen anders aus) noch nie in einer Führungsposition gesehen, geschweige in einer staatsbestimmenden Funktion-man müßte noch dazusagen: Gott sei Dank!

Niemand von diesen Obergescheiten hat eine Vorstellung davon, wie schwer es ist eine Gruppe von Menschen zusammenzuführen und in eine Richtung zu bringen.

Genau diese Halbintelligenten (von Bildung kann man meist erst gar nicht reden) scheitern oft schon in einer Gruppe von 10 Personen einen organisierten Lokalwechsel zu vollziehen.

Dabei sind die Schwierigkeiten in Italien um ein Vielfaches höher, wenn man als Insider weiß, daß zu viele Verschiedenheiten der italienischen Seele ein Zusammenleben eigentlich unmöglich machen und dennoch existiert dieser Staat genauso lange und erfolgreich, wie andere Machteinheiten, die nach den Weltkriegen entstanden.

Die Diskrepanz (lat: DIS -crepare: auseinander-brechen) der italienischen Einheit ergibt sich schon aus der Verschiedenheit der Sprache und den daraus resultierenden stark unterschiedlichen Dialekten.

Wenn man davon ausgeht, daß ein Dialekt, und derer gibt es viele in Italien,  eine Form der Abgrenzung von anderen Gruppen darstellt, so erkennt man, daß es wohl viele verschiedene Gruppen in Italien gibt, die natürlich schon aus der Geschichte des Landes entstanden sind.

Es gehört also ein besonderes Fingerspitzengefühl dazu, eine Gruppe um sich zu schaffen, die mit den verschiedensten Problemen umgehen kann, die sich nicht einmal nur aus der reinen Politik ergeben.

Probleme, die sich ergeben, weil einfach so viele unterschiedliche Betrachtungsweisen über ein Thema in Italien existieren.

Giulio Andreotti war ein Mann, der es 7mal als Ministerpräsident bewiesen hat, daß man eine Gruppe um sich bilden kann, die international vermitteln kann. Seine Erfahrungen als Aussenminister haben ihm sicherlich dabei geholfen.

Es sollte jetzt auch einleuchtend sein, daß man manchesmal Gruppierungen, die einen wesentlichen Einfluß haben, nicht ausgrenzen kann.

Die Politik ist ein schwieriges Geschäft, ein Geschäft, das ständig Kompromisse erfordert, auch Kompromisse zwischen Gut und Böse, entscheidend ist: Welche Vorteile kommen für das Land heraus und welchen Zugewinn an Einflußkraft habe ich international.

Lange Zeit dachte man im Gespräch über italienische Politik zuerst an Giulio Andreotti, war er es doch, der seit 1945, somit seit Beginn der Demokratie in Italien, die Regierungen mitlenkte.

Und 1992 war es dann soweit, daß er eigentlich Staatspräsident werden sollte und genau dieses Jahr sollte es sein, in dem die Rechnung der Vergangenheit presentiert wurde.

Die Ermordung von Giovanni Falcone, der sich mit dem organisierten Verbrechen extra beschäftigte, sollte auch das Aus für die Kanditatur für Andreotti sein.

Es wurde ihm vorgeworfen, daß er nicht mit dem nötigen Nachdruck diese Krake entfernte und die Sympathien waren plötzlich ausgelöscht, es kam gar nicht zur Kanditatur Andreottis zum Staatspräsidenten.

Stattdessen ernannte Francesco Cossiga Giulio Andreotti zum Senator auf Lebenszeit auf Grund seiner Verdienste um die Republik.

Diese Funktion bleibt auf Lebenszeit bestehen, ein Rücktritt ist unüblich und nur in Ausnahmefällen erlaubt, wenn z.B. ein Senator zum Staatspräsidenten wird, so geschehen bei Giorgio Napolitano, der in der Gunst des Volkes wohl an Andreottis Stelle treten wird.

Sei es wie es sei: Giulio Andreotti ein tiefgläubiger Mensch, der den Gang in die Kirche als fixen Bestandteil des Tagesplans ansah, ist tot.

Jeder kann denken über ihn wie er will, Vieles war richtig, Vieles war falsch, Manches sicher verwerflich, aber unter dem Strich hat er Großartiges geleistet, das es ersteinmal zu erreichen gilt.

Ruhe in Frieden!

Giulia Bongiorno betroffen über den Tod von Giulio Andreotti: Era unico

 

Tg La 7 Giulio Andreotti è morto

 

Buon Fine Settimana,  Giovanni

 

 

Das Essen in Italien und wieviel Zeit es benötigt

Ich glaube wir alle hier sind uns einig, daß die Gaumenfreuden ein wichtiger Bestandteil der italienischen Kultur sind.

Ein fixer Bestandteil der Lebensart und vor Allem ein fixer Bestandteil des Genusses neben all den anderen Möglichkeiten sein Leben zu versüßen, als pars pro toto sei genannt sich gut gekleidet mit einem schönen Fahrzeug möglichst sportlicher Ausstrahlung aus seiner architektonisch aufbereiteten Garage zu bewegen.

In welche Richtung das Gesamtkunstwerk Lebensstil geht, entscheidet dann letztendlich jeder für sich: Der Eine mag es klassisch, der Andere modern, der Nächste nimmt den Mittelweg.

Das äußert sich dann nach Außen, in dem der Eine mit dem Oldtimer fährt und in einer Albauwohnung oder Villa wohnt, währenddessen der modern Ausgerichtete sich immer um das neueste Modell seines fahrbaren Untersatzes kümmert und seine Wohnung ein Erstbezug von ihm selbst ist mit den neuesten architektonischen Attributen, die der klassische Typ höchstens belächelt.

Was hat das aber jetzt alles mit der oralen Befriedigung zu tun?

Während man über den Geschmack diskutieren kann, aber nicht über einen gepflegten Stil, so kann man auch nicht über den Stil beim Essen diskutieren.

In einem sind sich die Italiener nämlich einig-in der Essenskultur und wie die auszusehen hat und da paßt die Fast Food Möglichkeit eigentlich so gar nicht zu Italien und die tut sich auch bis heute schwer sich zu etablieren.

Während sich in den meisten europäischen Ländern die schnelle Kost für Zwischendurch als Hauptmöglichkeit der Nahrungsaufnahme entwickelt hat, so bevorzugt der Italiener noch immer die herkömmliche Art der Nahrungsaufnahme mit einem vollständigen Gedeck, gepflegten Gesprächen (oder sollte man Diskussionen sagen?) und eine ansprechende Art der Präsentation der Köstlichkeiten – Krise hin oder her.

Man muß aber auch erwähnen, das es genug italienische Möglichkeiten für Zwischendurch gibt: Von einem gepflegten Espresso und dazu eine kleine, süße Köstlichkeit, über Tramezzini bis hin zu einer kleinen Pizza, die auch ohne weiteres eine Große sein kann, die man mit seiner(m) Liebsten teilt; dazu ein Glas Rotwein (mit Blick aufs Meer?).

Als Gegensatz paßt die Schnelleßkultur halt so gar nicht zum kommunikativen Bestandteil des italienischen Lebens.

Essen ist ein wichtiger Fixpunkt im Leben eines Italieners und das ist positiv gemeint und hat überhaupt nichts mit einer falsch verstandenen Überfüllung des Verdauungstraktes zu tun.

Auch wenn es oft nur am Abend möglich ist, daß man sich stundenlang mit seinen Lieben umgibt und angeregt über den Verlauf des Tages diskutiert und daneben seinen Leibgerichten frönt.

All das, was oftmals außerhalb Italiens belächelt wird, wird innerhalb groß geschrieben:

Ein schön gedeckter Tisch, beleuchtet am Besten mit einem Kerzenschein, eine schöne Speisekarte oder gleich die Empfehlung vom Chef (denn man kennt sich ja), ein respektvoller Umgang zwischen Kunden und dem der eigentlich die Arbeit macht, ein gepflegtes Gespräch mit seinem Gegenüber und dabei bekommt der Ausspruch – ich setze mich nicht mit jedem an einen Tisch – eine völlig neue Bedeutung.

Es paßt einfach nicht zur gesamten Lebenseinstellung, daß man schnell etwas runterwürgt und mit Süßgetränken das Füllen des Magens beschleunigt.

Und ich muß sagen – ich gebe dieser wunderbaren Kultur in allen Punkten recht.

Jeder sollte sich einmal vor Augen führen, was Essen und Trinken bedeutet, was eigentlich das Wort Lebensmittel bedeutet.

Essen und Trinken ist ein wesentlicher Bestandteil um sein Leben zu erhalten oder auch um seiner Seele etwas Gutes zu tun, denn wir nehmen etwas auf: Mittel zum Leben (Lebensmittel) und gleichzeitig auch die positive Schwingung, die uns umgibt (aber auch die negativen Einflüsse, die auf uns bei der Nahrungsaufnahme einwirken).

So kommen halt immer wieder diese Schlagzeilen auf, wie schwer es ist, in Italien mit einer anderen Kultur richtig Umsatz zu machen und so auch die heutige Motivation diesen Artikel zu schreiben.

 

Jeder muß für sich selbst entscheiden, was für ihn gut ist – mir gefällt nach wie vor die altmodische Art mit einem netten Gespräch und Kerzenschein.

 

Buona Giornata,  Giovanni

 

 

Die Etrusker in der Maremma (3): Die mystischen Hohlwege „vie cave“

Ich bin immer gerne in der Maremma, aber diese Wanderung ist mir verborgen geblieben. Ich bin froh über jeden dieser Beiträge in Deinem blog. Ich sollte mich weniger auf die Gaumengenüsse konzentrieren und mich noch mehr mit der wunderschönen Landschaft beschäftigen.

Maremma Geheimtipp

Bis zu 20 Meter hoch ragen die glatten Felswände auf, die den schmalen Pfad begrenzen und noch enger erscheinen lassen. Wenn man nach oben blickt, erscheint ein kleiner Streifen Tageslicht, der einem versichert, dass man doch nicht ganz von der Erde verschluckt wurde. Definitiv nichts für Menschen mit Klaustrophobie! Wer die Gegend rund um die Tuffsteinstädte Sorano, Sovana und Pitigliano erkunden will, kann natürlich einfach den kurvigen Landstraßen folgen – oder die wesentlich interessantere Variante wählen und auf (oder besser gesagt: in) den „vie cave“ wandern, den jahrtausendealten etruskischen Hohlwegen.

Dörfer wie aus dem Fels gewachsen
Die Dörfer Sorano, Sovana und Pitigliano liegen in der sogenannten „area del tufo“: Sie stehen auf einem Sockel aus Tuffstein, aus dem die Häuser wie natürliche Gewächse hervorragen: Die Gebäude sind sowohl auf als auch in den Stein gebaut – was man merkt, wenn man die Kellerräume und Untergeschosse von Lokalen und Läden der…

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Wieviel Auto braucht man eigentlich

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Oder warum ich lieber alte Autos fahre

Was gibt es nicht für tolle Möglichkeiten seine Mobilitätswünsche auszuleben.

Zugegeben es wird einem ja auch wirklich leicht gemacht. Wie man in meinem vorigen Artikel über die Beschaffung eines neuen Firmenautos steht, taucht man gerne in die Welt des Neuen, des manchmal Unereichbaren.

Irgendwie hat das Neue immer etwas Sauberes, etwas Erhabenes, etwas, das es zu erreichen gilt.

Aber ist es auch erstrebenswert?

Genau dieser Frage möchte ich heute nachgehen und soll auch denjenigen eine mögliche Antwort geben, die schon einmal darüber nachgedacht haben, sich mit einem „alten Auto“ fortzubewegen.

Zu Aller Erst muß ich sagen, daß ich kein neues Fahrzeug schlecht machen möchte, denn sie haben genauso ihre Berechtigung, wie man auch alte Autos fahren lassen soll, denn das ist nicht unbedingt selbstverständlich, wenn man sich diverse Einfahrbeschränkungen der Großstädte ansieht.

Und da sind wir schon beim ersten Punkt, warum ein neues Auto ein wichtiger Bestandteil unseres Verkehrsbildes ist:

Die Politik verbietet die Einfahrt in den Innenstadtbereich.

Und was ist, wenn die Wohnung in der Innenstadt ist oder die Arbeitsstätte?

Dann kommen schnell Überlegungen auf, ob man sich nicht ein neues Fahrzeug kaufen sollte

Ich bin ja Gott sei Dank in der glücklichen Lage, daß ich privat nie in die Innenstadt fahren muß oder sollte ich das Anders formulieren:

Ich fahre nie und nimmer mit dem Auto in die Innenstadt.

Mir ist es einfach zuwider, mir einen Parkplatz zu suchen (unendliche Umkreisungen des geliebten Objektes „Parkplatz“ sind von Nöten, damit er erbeutet werden kann) und dann noch dafür zu zahlen, daß ich mich dann endlich gestreßt (man zahlt ja für die Dauer des Parkens) in das Treiben des geschäftigen Umfeldes stürzen kann.

Nein, Danke. Gerne bezahle ich ein Ticket bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, damit mein Liebhaberstück sich zuhause ausruhen kann.

Wohlgemerkt, wir sprechen hier von privaten Fahrten.

Derjenige, der beruflich in die Innenstadt muß, derjenige ist leider nicht zu beneiden und derjenige bekommt hoffentlich auch einen Ersatz in Form von täglich hart erkämpften Brötchen zum Leben.

Aber hier – in diesem privaten Umfeld – wollen wir uns auch nicht mit dem täglichen Kampf der Essenbeschaffung und Beschaffung der Rückzahlungsmodalitäten der Kreditgeber befassen, sondern uns nur mit den Sonnenseiten des Lebens befassen.

Und dann kommt auch schon dieses Urgefühl bei einem Automobilisten:

Was macht denn dieses Fahren aus, was ist denn so toll am Fahren:

In einem Kühlschrank zu sitzen, die Klimaanlage auf unterster Stufe laufen zu lassen und elektronisch geregelt im Stau zu stehen oder war da noch etwas Anderes; …

Das, was die Älteren unter uns noch verspürt haben, wie sie noch jung waren, diesen Hauch des Besonderen, dieses Eigenleben der Mechanik und diese Einfachheit …

eine Einfachheit, die schon ausreicht, um uns fortzubewegen und aus der die pure Freude entsteht.

Ist es nicht herrlich, wenn man einen „normalen Schlüssel“ ins Schloß steckt und ganz normale Glühbirnen erglimmen und vermelden:

„Buon Giorno, Dottore, ich bin bereit, wo darf ich sie hinbringen?“

Man zieht den Choke und startet:

Jijijjijijijijjij – brbrbrbr- ….  blubblub  …  brummbrummmmmbrumbrumbrum – m mmm mmmmmm

Da ist es wieder, dieses Eigenleben, Mechanik, die schlürft und schluckt, spuckt und hustet und atmet und…

                                                          R Ö Ö Ö H H H R T

Ich muß ja zugeben, ich war schon immer sehr oldtimerfixiert, aber ich muß auch immerwieder feststellen, daß niemanden diese Faszination unberührt läßt, die einfache Mechanik auf die Kreatur MENSCH auslöst.

Zugegeben, es gibt Situationen, die meine Liebhaberei bei manchen Menschen grenzwertig erscheinen läßt:

Denn wenn das geliebte Automobil für ein paar Stündchen in der Mittagshitze verharren mußte und sich der Innenraum schön langsam, aber doch sicher in eine Filiale der unterirdischen Kochtopfabteilung (manche sagen Hölle dazu) verwandelt und ich danach ganz lässig einsteige und einfach nur die Fenster runterkurble und nur losfahre –

oftmals kommt dann: Booaahh – da ist es heiß – no na, es ist Sommer, es ist heiß, ganz normal

Ich sitze halt lieber im Schatten und mache mir ein leichtes Lüfterl im Inneraum mit der richtigen Regelung der Fensteröffnungen, als…

die Kühlschranktür auf

Ich habe lieber dieses   R R Ö Ö Ö H H H R E N  als ein leichtes Zwitschern, das da vorne (oder hinten, nein heute kommt nichts mehr von hinten, alles nur von vorne) zu vernehmen ist.

Ich will es noch erleben, das eine geniale Erfindung, wahrscheinlich eine, der Genialsten, die es je gegeben hat, von A nach B bringt.

Ich brauche auch keine elektronischen Hilfsmittel, die mich ständig bevormunden oder sich ständig akkustisch aufdringlich in meinem Ohr fixieren – nein, ich will nur fahren und genießen.

Ich will den warmen Sommerwind spüren und ich will den Duft des Benzinparfums aus dem Vergaser um meine Nase haben.

In diesem Sinn: Ich wünsche Euch einen schönen, heißen Sommerbeginn und mögen alle Eure Wünsche in Erfüllung gehen.

Cari Saluti, Giovanni